189
sich auf ihren Streitrossen an Kampfspielen erfreuen und sich durch das
Andenken wohlbestandener Kämpfe beseligt fühlen würden.
Die Priester, Druiden, wurden, als die Diener der Götter, hoch
geachtet und waren im Besitz von mancherlei Kenntnissen, auch der so-
genannten Runenschrift. Als die Lehrer, die Weifen, die Ärzte
des Volkes belehrten sie ihre Schüler über den Lauf der Gestirne, über
die Größe der Welt und über die Natur der Götter, Menschen und
aller Dinge. Hauptsächlich suchten sie den Glauben an die Unsterblichkeit
der Seelen zu befestigen, dadurch die Todesfurcht zu vermindern und
die Tapferkeit zu befördern. Sie waren auch wohl zugleich die Dich-
ter und Sänger des Volks, Barden und Skalden genannt, die
das Heldenthum und die Gottheit in kräftigen Liedern feierten, welche
dann vom Volke bei fröhlichen Gelagen, vor der Schlacht u. s. w. ge-
sungen wurden. In sehr hohem Ansehen standen auch die Priesterinnen
und Seherinnen, Alrunen, welchen man besonders die Gabe der Weis-
sagung zuschrieb, und die fast göttlich verehrt wurden.
2. Hermann -er Cheruskerfürst.
(9 n. Chr.)
Um die Zeit der Geburt Christi, als Augustus römischer
Kaiser war, kamen die Deutschen in Gefahr, von den Römern unter-
jocht zu werden. Bis zum Rheine und zur Donau war Deutsch-
land unter römische Herrschaft gekommen, und an deren Ufer hatten die
Römer bereits Colonien (Pflanzorte), Städte und Festungen an-
gelegt. So sind die jetzigen Städte Köln, Koblenz, Mainz, Augs-
burg (d. t. Augustusburg) von den Römern erbaut worden. Man
führte römische Gesetze ein und behandelte diese Länder als römische
Provinzen.
Aber damit begnügte sich der Kaiser Augustus nicht, er wollte auch
das Innere der deutschen Wälder erobern. Er schickte darum seinen
Stieffohn Drusus gegen die Chatten (Hessen), Brukterer, Marsen,
Ch erusker u. a. deutsche Völkerschaften. Schon war dieser tief ins Land
gedrungen, als ein riesenhaftes Zauberweib sich vor ihn stellte und
ihm drohend die Worte zurief: „Wohin noch strebst du, uner-
sättlicher Drusus? Alle unsere Länder möchtest du sehen,
aber das Schicksal will es nicht. Fliehe von dannen!" Ge-
schreckt wich Drusus zurück, und mit seinem Rosse stürzend, fand er den
Tod. Vergebens suchte sein Bruder Tiberius diese Völker an sich
zu locken, und später wurde Varus als Statthalter an den Rhein
geschickt. Dieser kluge Mann sollte die deutschen Wilden an römische
Sitten gewöhnen, indem er hoffte, daß sie ihre Freiheit jener Cultur
opfern würden.
Varus verlegte sein Hauptlager auf das rechte Rheinufer, brachte
ihnen allerlei Geschenke und nahm viele in römische Kriegsdienste. Er
ward aber bald dreister, verlegte sein Lager bis über die Weser ins
Land der Cherusker und fing, durch Sogest, ein verrätherisches
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Extrahierte Personennamen: Hermann_-er_Cheruskerfürst Augustus Augustus Drusus Drusus Drusus Tiberius Varus Varus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Rheine Donau Koblenz Mainz Augustusburg Hessen Rhein
426
erzürnt, und das Glück hatte die Waffen der Danaer verlassen. Sie
sind nun geflohen, um das Bild wieder herbei zu schaffen. Zuvor aber
erbauten sie noch dieses hölzerne Pferd, das sie als Weihgeschenk für
die beleidigte Göttin zurückließen, um ihren Zorn zu versöhnen. Man
ließ diese Maschine darum so hoch Lauen, damit ihr Trojaner sie nicht
durch eure Thore in die Stadt bringen könntet, weil auf diese Weise
der Schutz der Minerva euch zu Theil werden würde."
Darauf riffen die Trojaner die Mauern ihrer Stadt nieder, um
dem unheilvollen Gaste den Weg zu bahnen; sie fügten Räder an die
Füße des Rosses und zogen es jubelnd in ihre heilige Burg, nicht
achtend auf die Warnungen der Seherin Kassandra.
Die Trojaner überließen sich die halbe Nacht hindurch der Freude
bei Schmaus und Gelage. Unterdessen schlich sich jener Betrüger zu
den Thoren und ließ als verabredetes Zeichen eine lodernde Fackel in die
Lüfte wehen; dann pochte er leise an den hohlen Bauch des Pferdes,
und die Griechen kamen leise zum Vorschein. Mit gezückten Schwertern
verbreiteten sie sich in die Häuser der Stadt, und ein gräßliches Gemetzel
entstand unter den schlaftrunkenen und berauschten Trojanern. Feuer-
brände wurden in ihre Wohnungen geschleudert, und bald loderten die
Dächer über ihren Häuptern. Zu gleicher Zeit stürmten die anderen
Griechen in die Stadt, die sich mit Trümmern und Leichnamen anfüllte.
Die Danaer bemächtigten sich unermeßlicher Schätze und schleppten Weiber
und Kinder an den Strand des Meeres. Menelaus führte seine Ge-
mahlin Helene weg. Priamus und seine Söhne waren niedergestoßen.
Die Königin nebst ihren Töchtern, wie auch die edle Andre mache,
wurden als Sklavinnen unter die Sieger vertheilt. Troja selbst wurde
dem Erdboden gleich gemacht.
Mit kostbarer Beute und vielen Gefangenen schifften nun die Griechen
nach ihrem Vaterlande zurück, von welchem sie zehn Jahre lang entfernt
gewesen waren.
41. Lykurg und die Spartaner.
(888 v. Chr.)
Lykurg war der Sohn eines Königs von Sparta oder Lacedamon. Auf
Reisen lernte er die Gesetze anderer Völker kennen, ebenso die Gedichte Homers
(Ilias und Odyssee), die er mit nach Griechenland brachte. Bei seiner Zurück-
kunft war Unfrieden und Unordnung im Lande, und darum beschloß er, seinem
Volke eine Verfassung zu geben, unter der alle, der König wie der gemeinste
Bürger, ihre gesammte Thätigkeit der Beförderung des allgemeinen Wohles widmen
sollten. Bevor er aber ans "Werk ging, begab er sich nach Delphi, brachte dem
Gott sein Opfer, und fragte, ob sein Vorhaben, Gesetzgeber von Sparta zu wer-
den, einen gesegneten Erfolg haben werde. Der Orakelspruch ermuthigte ihn.
Um ein anderes Geschlecht von Menschen nachzuziehen, machte er nun solche An-
stalten, bei denen zu erwarten war, daß es hinfort nur gesunde und kraftvolle
Menschen in Sparta geben werde. Nur kräftige Kinder wurden auferzogcn und
mißgestaltete und schwächliche in eine Kluft geworfen. Die Erziehung war streng
und abhärtend. Die Kinder waren nicht warm eingehüllt; man gewöhnte sic früh
an geringe Kost; sie mußten lernen allein sein, ohne sich zu fürchten und ohne zu
schreien. Nach dem siebenten Altersjahre durfte der Knabe nicht mehr länger im
elterlichen Hause bleiben, sondern er kam unter die Aufsicht der Obrigkeiten und
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Extrahierte Personennamen: Kassandra Schmaus Helene
188
mußten in jeder wichtigen Angelegenheit die Volksversammlung be-
fragen. Diese wurde von den Freien und Edlen unter heiligen Bäumen
gehalten; in ihr wurde des Volkes Wohl berathen, über Krieg und
Frieden Beschlüsse gefaßt. Waffengeklirr verkündigte hier den Bei-
fall, Murren das Gegentheil. War aber ein Beschluß zu Stande
gekommen, so unterwarf sich demselben jeder Einzelne ohne Widerstand.
Auch Gericht wurde unter fteiem Himmel gehalten. Jeder trug
seine Klage oder seine Vertheidigung selbst vor, Beweise wurden durch
Zeugen geführt. Geschriebene Gesetze hatte man noch nicht. Das ganze
Volk nahm Theil am Rechtsspruche, indem es aus seiner Mitte beson-
dere Männer erwählte, welche das Urtheil nach Brauch und Herkommen
sprachen. Leibes- und Lebensstrafen wurden für gewöhnlich nicht
vollstreckt, weil man sie für kalte Ausbrüche roher Erbitterung hielt.
Die Strafen bestanden meist in dem sogenannten Wehrgelde, welches
dem Verletzten oder dessen nächsten Angehörigen, auch wohl dem Volke
zukam, und wodurch, höher oder niedriger, alle Vergehungen gebüßt
werden konnten. Beleidigungen an und von Vornehmen wurden höher
gestraft als bei Geringeren, Vergehungen gegen Frauen am härtesten;
denn diese standen in hoher Achtung bei den Deutschen und wurden
daher eben so sehr geschätzt als geehrt. Priester sorgten im Ramm
der Götter für die Ausführung der Rechtsurtheile, oder vollstreckten
die Strafen selbst, die für Vergehungen im Kriege auch aus Leibes-
und Lebens strafen bestehen dursten.
Von dem wahren Gott wußten die Deutschen nichts; sie ver-
ehrten die Sonne, den Mond und das Feuer als die Wohlthäter
des menschlichen Geschlechts. Außerdem hatten sie noch viele andere
Götter, unter denen Odin oder Wodan, auch wohl Krodo, d. i.
der Große, genannt, der Allvater der Götter und Menschen, der
vornehmste war. Er leitete durch seine Allmacht die Welt, kannte die
Thaten der Menschen und gab aus seiner Fülle Weisheit und Reich-
thum den Sterblichen, und den edel gefallenen Helden in Walhalla's
Hainen den Lohn ihrer Tapferkeit. Seine Gemahlin war Freya, die
von Lichtglanz umflossene Beglückerin der Menschen. Thor, Odin's
Sohn hatte Donner, Blitz, Wind und Wetter in seiner Gewalt,
und Hertha, das Sinnbild der fruchtbaren Erde, war die liebende,
nährende und pflegende Mutter der Menschen. Außer diesen gab es
noch eine Menge anderer, höherer und niederer Götter, auch Zwischen-
mächte, als Elfen, Nixen, Kobolde, Riesen, Zwerge u. s. w.
Die Deutschen verehrten ihre Götter, denen man viele, nicht selten frei-
lich mit Menschenopfern verbundene Feste feierte, nicht in Tempeln, sondern
in heittgen Eichenhainen, auf über das Irdische scheinbar erhabenen
Bergen und Felsen, auch wohl an heiligen Quellen und an den
Gräbern der Verstorbenen. Sie glaubten an ein ewiges Leben
nach dem Tode in Walhalla, wo die trefflichen Helden in Gemein-
schaft mit den Göttern, angethan mit ihrem Waffenschmuck, Bier aus
großen Hörnern oder aus den Hirnschalen erschlagener Feinde trinken,
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311
Von dem großen türkischen Reiche, das einst den christlichen Völ-
kern in Europa furchtbar war, ist Konstanlinopel die Haupt- und
Residenzstadt, eine sehr wichtige Handelsstadt mit 1 Million Ein-
wohnern und einem Seehafen hier unten an der Meerenge, welche
das schwarze Meer mit dem Meere Marmora verbindet.
Bis in das zweite Jahrzehend dieses Jahrhunderts gehörte zum
türkischen Reiche auch das in alten Zeiten durch seine Weltweisen,
Dichter, Staatsmänner, Baukünstler und Maler wie durch
Heldenmuth aller seiner Bewohner berühmte Griechenland, welches
aus dem Festlande und aus vielen Inseln im ageischen oder grie-
chischen Meere besteht. Im Jahre 1821 erhoben sich die Griechen
gegen die Türken, erkämpften im Jahre 1829 ihre Unabhängigkeit und
bilden seitdem ein eigenes selbstständiges Königreich Griechenland.
Die Städte im Lande sind nicht bedeutend, denn die Haupt- und
Residenzstadt Athen zählt nur 48,000 Einwohner.
18. Der Olymp.
Nördlich von Larissa, im türkischen Thessalien, streckt sich ein
romantischer, aber öder Landstrich dem Meere zu. Schweigen und
Einsamkeit beherrschen ihn so, wie einst der Lärm der Menschen, die
sich auf diesem Boden drängten. Man sieht hie und da Überreste
.griechischer Straßen, wo kein Fuß mehr wandelt. Einige Maisfelder
in den Thälern und kümmerliche Olivenpflanzungen sind die einzigen
Zeichen gegenwärtiger Cultur. Zerstörte Dörfer und verwilderte Baum-
pflanzungen deuten auf eine noch vor Kurzem reichere Bevölkerung hin.
Dort erhebt sich der Olymp, der Göttersitz des griechischen
Alterthums mit weißglänzender Firne wie ein großer Schatten. Die
ältesten Griechen hielten ihn für den höchsten Berg (2031^ hoch)
und den Mittelpunkt der ganzen Erbe, die man von des Berges
Gipfel ganz überschauen zu können vorgab. Dieser Begriff und das
Majestätische auch in seiner Form führte zur Idee, es sei die irdische
Wohnung der Götter. Über dem Haupte desselben glaubte man eine
Öffnung im metallenen Gewölbe des Himmels, die Pforte für die
unsterblichen Mächte. Zwei andere Thore dachte man sich am
Himmelsgewölbe, an dessen äußerstem Rande in Ost und West. Durch
diese stiegen der Phöbus (der Sonnengott) und die Nacht mit ihrem
Gefolge aus dem Ocean zum Firmamente empor und wieder hinunter.
Auf dem Olymp rathschlagten die großen Götter. Zwölf an der
Zahl, bildeten sie den Rath der Alten. Zeus war ihr Haupt.
Sie entschieden die Geschicke der Welt und die Angelegenheiten des
Himmels. Die übrigen Götter gehörten zur allgemeinen Versammlung,
welche Zeus in wichtigen Dingen berief. Krystallne Paläste bedeckten des
Berges Gipfel, der Götter Wohnung, denen kein Sterblicher zu nahen
sich erdreistete. So erzählt die Mythe (Sage) der Griechen. Schon
lange vor dem Eindringen des Christenthums war auch der Heili-
genschein verschwunden, der den Olymp so lange umhüllt hatte. —
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Extrahierte Personennamen: Larissa
Extrahierte Ortsnamen: Europa Griechenland Griechenland Athen Thessalien Ost
425
3. Das hölzerne Pferd.
(1200 v. Chr.)
In matter Zell belagerten die Griechen die Stadt Troja, welche
unweit der Küste, in Kleinasien lag. Viele griechische und trojanische
Helden verloren dabei ihr Leben. Nachdem die Griechen lange erfolg-
los die Stadt bestürmt hatten, rieth ein Seher, es nunmehr mit List
zu versuchen, damit dein grausamen Kriege ein Ziel gesetzt werde. Der
schlaue Ulysses hatte folgendes Mittel ersonnen: „Wisset ihr was,
Freunde, rief er freudig, lasset uns ein riesengroßes Pferd aus Holz
zimmern, in dessen Versteck sich die edelsten Griechenhelden einschließen
sollen. Die übrigen Schaaren mögen sich inzwischen mit den Schiffen
zurückziehen, hier im Lager aber alles Zurückgelassene verbrennen, damit
die Trojaner, wenn sie dies von ihren Mauern aus gewahr werden,
sich sorglos wieder über das Feld verbreiten. Von uns Helden aber
soll ein muthiger Mann, der keinem der Troer bekannt ist, außerhalb
des Rosses bleiben, sich als Flüchtling zu ihnen begeben und aussagen,
daß er sich der Gewalt der Archive-r entzogen habe. Er habe sich
nämlich unter dem künstlichen Rosse, welches der Feindin der Trojaner,
der Göttin Pallas Athene, geweiht sei, versteckt, und sei jetzt, nach
der Abfahrt seiner Feinde, eben erst hervorgekrochen. In der Stadt
soll er daraus hinarbeiten, daß die Trojaner das hölzerne Pferd in
die Mauern hineinziehen. Geben sich dann unsere Feinde sorglos dem
Schlummer hin, so soll er uns ein Zeichen geben und die Stadt mit
Feuer und Schwert zerstören helfen." Als Ulysses ausgeredet, priesen
alle seinen erfinderischen Verstand; aber der Sohn des Achilles erhub
sich unwillig und sprach: „Tapfere Männer pflegen ihre Feinde in offener
Feldschlacht zu bekämpfen; dadurch müsien wir beweisen, daß wir die
bessern Männer sind." Ulysses bewunderte den hochsinnigen Jüngling
und erwiederte: „Du siehest wohl, wackerer Mann, daß selbst dein Vater,
ein Halbgott an Muth und Stärke, diese herrliche Feste nicht zerstören
konnte, und daß Tapferkeit in der Wett nicht alles ausrichtet."
Der Vorschlag wurde nun ohne Säumen ins Werk gesetzt. Die
tapfersten Helden begaben sich durch eine Seitenthür in den Bauch des
hölzernen Rosses, und die übrigen zogen sich zurück. Voll Freuden
strömten die Trojaner herbei, und indem sie das Wunderroß anstaunten,
beriethen sie sich darüber, ob sie es in die See werfen oder verbrennen
sollten. Denen im Bauche des Pferdes wurde bei solchen Reden ganz
unheimlich zu Muthe. Ein trojanischer Priester sprach warnend: „Meint
ihr, eine Gabe der Danaer verberge keinen Betrug? Trauet dem
Thiere nicht!" Mit diesen Worten stieß er eine eiserne Lanze hinein,
und aus der Tiefe ertönte ein Wiederhall, wie aus einer Kellerhöhle.
Während dies vorging, kam der schlaue Grieche herbei und spiette
seine falsche Rolle, und alle glaubten dem Heuchler, welcher sprach: Von
jeher war alle Hoffnung der Danaer auf die Hülfe der Göttin Athene
gebaut. Seitdem aber aus dem Tempel, den sie bei euch zu Troja
hat, ihr Bild, das Palladium, entwendet worden, wurde die Göttin
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 5. Die Griechen.
Nordgriechenland wird durch den Pindus in die Landschaften Epirus und Thes-
salien geschieden. Im No erhebt sich am Meere der schneebedeckte Olymp, der
Göttersitz. Im Süden zieht sich von Westen nach Osten das Ötagebirge, das am
Meere den Engpaß von Thermopylae bildet. Durch diesen gelangt man nach Mittel-
griechenland mit den Landschaften Attika (Athen), Böotien «Theben), Phocis
(Delphi) u. a Jenseits des Isthmus von Korinth liegt der Peloponnes mit
Arkadien, Lakonien (Sparta), Elis (Olympia), Argolis u. a.
Ein reicher Kranz von Inseln umgibt das Land, von denen die im
Ägäischen Meere, eine bequeme Schiffahrt nach Asien ermöglichten. — Der
Boden des Landes gab ausreichenden Ertrag, aber nur bei fleißiger Be-
stellung. Die vielen Meeresbuchten forderten zu Schiffahrt und Handel auf.
Die Bewohner, Hellenen, zeigten regen Sinn für das Schöne und die Kunst.
2. Die Religion der Griechen ließ die im Natur- und Menschenleben
waltenden Kräfte als Personen auftreten, die an Gestalt und Empfindungen
den Menschen ähnlich, nur vollkommener als diese waren.
Unter den Göttern stand obenan Zeus (bei den Römern Jupiter), der die Welt
regiert und die Blitze schleudert. Seine Gemahlin war Hera (Juno), die Schützerin der
Ehe. Pallas Athene (Minerva), Zeus' „blauäugige" Tochter, ist die Göttin der Weis-
heit, die Lenkerin des Kampfes. Apollo ist der Gott der Weissagung, der Poesie und
der Musik. Artemis (Diana) beschützt die Jagd. Hermes (Merkur), der Götterbote,
schirmte den Handel und geleitetete die Verstorbenen in die Unterwelt. Ares (Mars),
der Kriegsgott, findet Gefallen am männermordenden Streite, während Hephästus
(Vulkan), der Vater der friedlichen Schmiedekunst ist, die er mit seinen Gehilfen, den
Cyklopen, in den Vulkanen betreibt. Aphrodite (Venus), ist die Göttin der Schön-
heit und der Liebe. Hestia (Vesta) beschirmte den Frieden des häuslichen Herdes.
Demeter (Ceres) lehrte dem Menschen den Ackerbau und segnete die Felder. Po-
seidon (Neptun) herrschte in den Gewässern und wühlte mit seinem Dreizack das Meer
auf. Hades «Pluto) ist der Fürst der Unterwelt (Hades), die den Ort der Seligen
(Elysium) und den der Verdammten (Tartarus) umfaßte.
3. Die Einheit des Griechenvolkes, das in viele Staatsgemeinschaften
zerfiel, wurde gewahrt durch die gemeinsame Sprache und Religion, ferner
durch Festspiele, an denen sich alle Griechen beteiligten. Berühmt waren die
dem Poseidon geweihten zu Korinth, besonders aber die unter Zeus' Schutze
stehenden zu Olympia. Sie fanden alle 4 Jahre statt (Olympiaden); die
Sieger in den Wettkämpfen wurden hoch geehrt. Bei allen Griechen standen
in hohem Ansehen die Orakel, vor allem das zu Delphi, wo Apollo den
Ratschluß der Götter den Sterblichen offenbarte.
6. Heldensagen.
1. Herkules. Der eigentlichen griechischen Geschichte geht ein Zeitraum
voraus, dessen Begebenheiten meist der Sage angehören. Mächtige Helden-
gestalten, halb Götter, halb Menschen (Heroen), vollbrachten gewaltige Taten.
Herkules war der berühmteste. Sein Vater war Zeus, seine Mutter die
Königin von Theben. In angeborener Kraft erwürgte er schon als kleines
Kind 2 Schlangen, welche die ihm feindliche Hera gesendet hatte,_ ihn zu töten.
Als Jüngling traf er ans einer Wanderung am Scheidewege die Göttin der
Tugend und die des Lasters; er wies die verlockende Gestalt des Lasters zurück
und folgte der Tugend, die ihn auf eine zwar arbeitsschwere, aber heldenhafte
Lebensbahn führte.
Er bewährte seine Tugend in 12 schweren Arbeiten, von denen einige genannt
seien: er erwürgte den nemeischen Löwen, tötete die vielköpfige Hydra, besiegte die
Amazonen und raubte ihrer Königin den kostbaren Gürtel und reinigte den Stall
des Augias, in dem 3000 Rinder 3 Jahre gestanden hatten. Auf kühner Wander-
fahrt, auf welcher er für den Riesen Atlas das Himmelsgewölbe trug, holte er die
Äpfel der Hesperiden, ja wagte sich sogar in die Unterwelt, von wo er den
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 2. Die Cimbern und Teutonen.
Erziehung. Damit die Jugend der Alten würdig werde, wurde
ihre Leibeskraft frühe geübt durch Gebrauch der Waffen im Kampfspiel
und auf der Jagd. Baden im Strome selbst bei rauher Witterung, und
Ertragen von Hunger und Kälte härteten schon den Knaben ab. In
feierlicher Versammlung wurden dem herangewachsenen Jünglinge Schild
und Speer überreicht, und nun galt er als ein Mann.
3. Verfassung. Das Volk bestand aus Freien und leibeigenen Knechten.
Wer eigenen Grund und Boden besaß, gehörte zu den Freien. Die Knechte
mußten des Freien Acker bestellen, wurden aber mild behandelt. Wer
großen Grundbesitz hatte und sich durch Tapferkeit auszeichnete, wurde den
Edlen oder Adeligen zugezählt. Der tapferste Krieger führte als Herzog
die Heerhaufen; der Erfahrenste wurde zum Richter gewählt und führte
den Vorsitz in der Volksversammlung, in der über Krieg und Frieden ver-
handelt und Recht gesprochen wurde.
4. Religion. Die alten Deutschen verehrten die Kräfte der Natur
im Schatten ehrwürdiger Eichen oder auf Höhen. Der oberste Gott, der
Allvater, der aller Geschicke lenkt, war Wodan. Er ritt auf seinem grauen
Rosse durch die Lüfte, gefolgt von dem wilden Heere, oder thronte in seiner
Himmelsburg Walhalla. Hierher wurden die im Kriege gefallenen Helden
durch die Schlachtjungfrauen, Walküren, getragen. Hier ergötzten sie sich
an Jagd und Kampfspiel, an der Erzählung ihrer Heldentaten und am
Gelage. Die Bösen und die Feiglinge kamen in das grausige Nebelheim.
Frigga oder Freia, Wodans Gemahlin, beschützte die Ehe. Donar (Thor),
Wodans Sohn, war der Donnergott, der aus seinem feurigen Barte die
Blitze bläst. Ziu war der einarmige Kriegsgott. Diesen waren der Frei-
tag, der Donnerstag und der Dienstag geheiligt. — Die Göttin Berta
oder Herta spendete Segen in Flur und Feld. Namentlich auf Rügen
wurde sie verehrt. Außer diesen gab es noch andere Götter, gute und
böse, Niesen und Zwerge, Elfen und Nixen.
§ 2. Die Cimbern und Teutonen.
Die alten Deutschen waren in viele Stämme zerspalten; zwei derselben
waren die Cimbern und Teutonen. Die Cimbern hatten etwa 100 Jahre
vor Christi Geburt ihre Heimat Jütland verlassen und waren nach Süden
gezogen. So kamen sie mit Weibern und Kindern am Nordfuße der Alpen
an. Römische Heere hielten ihnen nicht stand, denn noch nie hatten die
kriegsgeübten römischen Soldaten einem so kräftigen und mutigen Volke
gegenübergestanden. Diese Horden durchzogen die Schweiz und das südliche
Frankreich und trafen hier auf die Teutonen, mit denen sie sich verbanden.
<nier wollten sie bleiben und begehrten von den Römern Wohnsitze. Aber
diese wollten so gefährliche Nachbarn nicht aufnehmen, sondern schickten neue
Heere gegen sie, die aber auch geschlagen wurden.
Jetzt versuchten die Teutonen am Meere hin und die Cimbern von
Norden° her über die Alpen in Italien einzubrechen. Im sehr bedrohten
Rom zitterte man. Nur ein Mann verzagte nicht, Marius. Er zog mit
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Extrahierte Personennamen: Frigga Freia Berta Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Himmelsburg_Walhalla Wodans Wodans Christi Frankreich Italien Rom
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F. Birls Aealiendià N". ih.
Abriß
der alten Geschichte
von H. -Sieber.
8 1. Ägypter.
1. Das Land der Ägypter, Ägypten, liegt im Nordosten von Afrika.
Es ist nur wenige Meilen breit, von Felsengebirgen und Wüsten eingeschlossen
und wird seiner ganzen Länge nach vom Nil durchströmt, dem das Land seine
Fruchtbarkeit verdankt. Im September überflutet der Nil seine User, so daß
Dörfer und Städte wie Inseln aus der Flut hervorragen. Nach seinem
Zurücktritt hinterläßt er einen äußerst fruchtbaren Schlamm, in welchem das
Getreide hundertfältigen Ertrag bot, so daß Ägypten die Kornkammer der alten
Welt genannt wurde.
2. Das Volk der Ägypter hielt sich von aller Welt abgeschlossen, war
ernst und streng und teilte sich in mehrere Stände oder Kasten, die nicht
allzustreng voneinander geschieden waren, aber doch so, daß der Sohn meist
dem Berufe des Vaters folgte. Es gab eine Priester-, eine Krieger-, eine
Ackerbauer-, eine Handwerker- und eine Hirtenkaste. An der Spitze des Staates
stand ein König, der den Titel Pharao, d. h. Sohn des Sonnengottes Ra,
führte und unumschränkt regierte. Neben dem Ra oder Ammon verehrten
die Ägypter noch viele andere Götter, deren Eigenschaften sie in vielen Tieren
wiederzufinden meinten; daher wurden z. B. Krokodile, Katzen, Ibisse und
andere Tiere göttlich verehrt, am meisten der Stier Apis, welcher dem guten
Gotteosiris geheiligt war. Dieser Gott wurde von dem bösen Gotte Typhon,
der verheerenden Sommerglut, getötet und von seiner Gemahlin Isis, d. i.
die Erdgöttin, solange gesucht, bis Horus, d. i. das wiedererstehende Jahr,
den Typhon besiegte. — Die Ägypter glaubten an eine Fortdauer der Seele
nach dem Tode. Sie meinten, diese wandere zu ihrer Läuterung in Tierleiber
und kehre erst nach einigen 1000 Jahren in den Leib zurück. Darum sorgte
man für lange Dauer der Leichen, indem man sie mit kostbaren Harzen ein-
balsamierte und so unverweslich machte (Mumien).
3. Die Bauwerke der Ägypter sind noch heute bewundernswert. Die
Pyramiden sind ungeheure Steinbauten, die nur schmale Gänge und enge
Grabkammern enthalten zur Aufnahme der Mumien von Königen. Die größte
Pyramide ist höher als der Cölner Dom; an ihr haben 100000 Menschen
40 Jahre lang gearbeitet. — Jede ägyptische Stadt besaß in Felsen gehauene
Grabkammern (Katakomben) zur Aufnahme der Mumien. Großartige
Tempelruinen sind in der Nähe des alten Theben (Luksor). Die zu den Tempeln
führenden Wege waren mit Obelisken besetzt, das sind bis 30 m hohe. aus
einem Stück gearbeitete und polierte Spitzsäulen. Diese, sowie die Wände der
Grabkammern sind bedeckt mit einer Bilderschrift (Hieroglyphen), die nur
den Priestern bekannt war. — Wie in der Baukunst leisteten die Ägypter
Hervorragendes in der Sternkunde, der Medizin, der Mathematik, auch fertigten
sie aus Byssus und Baumwolle kostbare Gewebe und aus den Blättern der
Papyrusstaude Papier. —
.. 4. Geschichte. Die älteste Hauptstadt war Memphis, vom König Me nés ge-
gründet um 4000 v. Chr. Die Nachfolger desselben erbauten die größten Pyramiden
und legten den See Möris an, der die Bewässerung des Landes regelte. Um 2000
wurde Ägypten durch ein asiatisches Hirtenvolk, die Hyksos, unterworfen, die 600 Jahre
herrschten, ohne aber das Leben der Ägypter zu ändern. In diese Zeit fällt die Ein-
F. Hirts Realienbuch. Nr. 10. 8. Auflage. N. R. 1
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Birls_Aealiendià H. Ammon
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
tz 5. Die Griechen.
5
dreiköpfigen Höllenhund Cerberus an die Oberwelt brachte,und zeigte seine Gewandtheit
im Laufen, indem er die Hirschkuh der Artemis fing.
Seine zur Eifersucht aufgestachelte Gattin gab ihm ein vergiftetes Gewand,
das ihr seine Treue sichern sollte. Herkules fühlte an den brennenden
Schmerzen, daß sein Ende nahe, er verbrannte sich darum selbst auf einem
Berge, ward aber in den Olymp unter die Götter versetzt und mit Hebe,
der Göttin der Jugend, vermählt.
2. Theseus war der Sohn eines Königs von Athen, wurde aber im
Peloponnes erzogen. Bei seiner Heimkehr nach Athen säuberte er das Land
von gefährlichen Räubern. Athen war zu dieser Zeit der Insel Kreta
tributpflichtig. Es mußte von Zeit zu Zeit 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen
nach Kreta senden, die dem Ungeheuer Minotaurus vorgeworfen wurden.
Theseus schloß sich den ausgewählten Opfern an und gewann in Kreta die
Liebe der Königstochter Ariadne, die ihm einen Knäuel Schnur schenkte, an dem er
sich aus den Jrrgängen des Labyrinths (Wohnung des Minotaurus) wieder
herausfand, nachdem er diesen gelötet hatte. Auf der Rückreise aber vergaß
er das schwarze Segel mit einem weißen zu vertauschen, wie er seinem Vater
versprochen hatte, und dieser stürzte sich verzweifelnd ins Meer. Theseus
wurde König und gab dem Lande vortreffliche Gesetze, wurde aber später von
seinen undankbaren Mitbürgern vertrieben und von einem Freunde, bei dem
er Zuflucht gesucht, verräterischer Weise ins Meer gestürzt.
3. Der trojanische Krieg ist die wichtigste der gemeinsamen Heer-
fahrten der griechischen Sagenzeit. Paris, ein Sohn des Königs Priamus
von Troja (Westküste Kleinasiens) entführte unter schnöder Verletzung des
Gastrechtes die Gemahlin des spartanischen Königs Menelaus, die schöne
Helena. Diese Schmach zu rächen, zogen die Fürsten des Griechenvolkes mit
ihren Heeren unter der Führung Agamemnons vor Troja. Der ausgezeich-
netste Held der Griechen war Achilles. Schon 9 Jahre hatten die Kämpfe
vor dem festen Troja gedauert, da wurde Patroklus, der Freund des Achilles,
von dem edelsten der Trojaner, dem Königssohne Hektor, getötet. Voll wilden
Grimmes erschien da Achilles, der sich lange Zeit vom Kampfe fern gehalten
hatte, auf dem Kampfplatz, jagte Hektor dreimal um die Stadt und erschlug ihn.
Seinen Leichnam ließ er entehrt im Freien liegen. Aber auf die rührenden
Bitten des greisen Priamus übergab er demselben die Leiche des geliebten
Sohnes, die die Trojaner in feierlicher Weise verbrannten. Auch Achill fand
seinen Tod durch einen Pfeil des Paris, der ihn an der Ferse, der einzig ver-
ivundbaren Stelle, traf. Endlich gewannen die Griechen die Stadt durch
eine List.
Aus des schlauen Odysseus Rat zimmerten sie ein gewaltiges hölzernes Pferd,
in dessen Bauch sich ihre besten Helden verbargen, und segelten scheinbar ab. Die Tro-
janer zogen das Roß in die Stadt, rissen zu dem Zwecke ein Stück der Stadtmauer ein
und feierten ein Freudenfest. In der Nacht aber stiegen die feindlichen Helden aus
dem Rosse, öffneten den zurückgekehrten Gefährten die Tore und zündeten die Stadt an.
Priamus und seine Söhne wurden getötet und sein Weib und seine
Töchter in die Gefangenschaft geführt. Helena ward von Menelaus wieder
angenommen.
Aus der Heimfahrt und bei der Rückkehr wurden viele griechische Helden von
widrigen Geschicken verfolgt. Agamemnon wurde von seinem Weibe im Bade umqe-
bracht. Odysseus mußte 10 Jahre auf dem Meere umherirren, erlitt vielfaches Ungemach
und war nach seiner endlichen Heimkehr gezwungen, sein Eigentum und sein treues
Weib, Penelope, von zudringlichen Freiern zu befreien. — Einer der größten Dichter
aller Zeiten, Homer, hat in der Ilias die Zerstörung Trojas und in der Odyssee
die Irrfahrten des Odysseus aufs herrlichste besungen.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus]]
Extrahierte Personennamen: Helena Achilles Achilles Achilles Achill Agamemnon
Extrahierte Ortsnamen: Athen Athen Kreta Kreta Paris Troja Kleinasiens Troja Paris Trojas
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 5. Die Griechen.
5
dreiköpfigen Höllenhund Cerberus an die Oberwelt brachte,und zeigte seine Gewandtheit
im Laufen, indem er die Hirschkuh der Artemis fing.
Seine zur Eifersucht aufgestachelte Gattin gab ihm ein vergiftetes Gewand,
das ihr seine Treue sichern sollte. Herkules fühlte an den brennenden
Schmerzen, daß sein Ende nahe, er verbrannte sich darum selbst auf einem
Berge, ward aber in den Olymp unter die Götter versetzt und mit Hebe,
der Göttin der Jugend, vermählt.
2. Theseus war der Sohn eines Königs von Athen, wurde aber im
Peloponnes erzogen. Bei seiner Heimkehr nach Athen säuberte er das Land
von gefährlichen Räubern. Athen war zu dieser Zeit der Insel Kreta
tributpflichtig. Es mußte von Zeit zu Zeit 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen
nach Kreta senden, die dem Ungeheuer Minotaurus vorgeworfen wurden.
Theseus schloß sich den ausgewählten Opfern an und gewann in Kreta die
Liebe der Königstochter Ariadne, die ihm einen Knäuel Schnur schenkte, an dem er
sich aus den Jrrgängen des Labyrinths (Wohnung des Minotaurus) wieder
herausfand, nachdem er diesen getötet hatte. Auf der Rückreise aber vergaß
er das schwarze Segel mit einem weißen zu vertauschen, wie er seinem Vater
versprochen hatte, und dieser stürzte sich verzweifelnd ins Meer. Theseus
wurde König und gab dem Lande vortreffliche Gesetze, wurde aber später von
seinen undankbaren Mitbürgern vertrieben und von einem Freunde, bei dem
er Zuflucht gesucht, verräterischer Weise ins Meer gestürzt.
3. Der trojanische Krieg ist die wichtigste der gemeinsamen Heer-
fahrten der griechischen Sagenzeit. Paris, ein Sohn des Königs Priamus
von Troja (Westküste Kleinasiens) entführte unter schnöder Verletzung des
Gastrechtes die Gemahlin des spartanischen Königs Menelaus, die schöne
Helena. Diese Schmach zu rächen, zogen die Fürsten des Griechenvolkes mit
ihren Heeren unter der Führung Agamemnons vor Troja. Der ausgezeich-
netste Held der Griechen war Achilles. Schon 9 Jahre hatten die Kämpfe
vor dem festen Troja gedauert, da wurde Patroklus, der Freund des Achilles,
von dem edelsten der Trojaner, dem Königssohne H ekt or, getötet. Voll wilden
Grimmes erschien da Achilles, der sich lange Zeit vom Kampfe fern gehalten
hatte, auf dem Kampfplatz, jagte Hektor dreimal um die Stadt und erschlug ihn.
Seinen Leichnam ließ er entehrt im Freien liegen. Aber aus die rührenden
Bitten des greisen Priamus übergab er demselben die Leiche des geliebten
Sohnes, die die Trojaner in feierlicher Weise verbrannten. Auch Achill fand
seinen Tod durch einen Pfeil des Paris, der ihn an der Ferse, der einzig ver-
wundbaren Stelle, traf. Endlich gewannen die Griechen die Stadt durch
eine List.
Auf des schlauen Odysseus Rat zimmerten sie ein gewaltiges hölzernes Pferd,
in dessen Bauch sich ihre besten Helden verbargen, und segelten scheinbar ab. Die Tro-
janer zogen das Roß in die Stadt, rissen zu dem Zwecke ein Stück der Stadtmauer ein
und feierten ein Freudenfest. In der Nacht aber stiegen die feindlichen Helden aus
dem Rosse, öffneten den zurückgekehrten Gefährten die Tore und zündeten die Stadt an.
Priamus und seine Söhne wurden getötet und sein Weib und seine
Töchter in die Gefangenschaft geführt. Helena ward von Menelaus wieder
angenommen.
Auf der Heimfahrt und bei der Rückkehr wurden viele griechische Helden von
widrigen Geschicken verfolgt. Agamemnon wurde von seinem Weibe im Babe umae-
bracht. Odysseus mußte 10 Jahre auf dem Meere umherirren, erlitt vielfaches Ungemach
und war nach seiner endlichen Heimkehr gezwungen, sein Eigentum und sein treues
Weib, Penelope, von zudringlichen Freiern zu befreien. — Einer der größten Dichter
aller Zeiten, Homer, hat in der Ilias die Zerstörung Trojas und in der Odyssee
die Irrfahrten des Odysseus aufs herrlichste besungen.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus]]
Extrahierte Personennamen: Cerberus Helena Achilles Achilles Achilles Achill Helena Agamemnon Homer
Extrahierte Ortsnamen: Athen Athen Kreta Kreta Paris Troja Kleinasiens Troja Troja Paris Trojas